Ann-Cathrin Drews
/ HfG Karlsruhe

Santiago Sierras Politische Welten

Wie kann Kunst bestehende Verhältnisse kritisieren und dabei nicht zur repräsentativen und bestätigenden Verdoppelung dieses Bestehenden werden? Diese Fragen sind im Hinblick auf Santiago Sierras künstlerische Praxis, die häufig auf der Produktion gesellschaftlicher Prozesse - z.B. der Integration und des Ausschlusses - in institutionellen Kunsträumen und -zusammenhängen basiert, bedeutend. Anhand einiger Werke Sierras möchte ich betrachten, inwiefern seine künstlerischen Strategien im Feld der Sichtbarmachung und einer politischen Autonomie verortet werden können.

 

Katharina Groth
/ Humboldt-Universität zu Berlin

Heinrich Vogelers „Barkenhoff” in Worpswede - Die Erschaffung einer fantastischen Märchenwelt oder der Traum von einem irdischen Paradies

Mit seinen Radierungen verbildlichte, der als reiner Jugendstilkünstler bekannt gewordene Heinrich Vogeler (1872-1942), eine Märchenwelt aus Rittern, schönen Frauen und Pfauen. In der Realität versuchte er für sich und seine Familie eine solche fantastische Traumwelt zu erschaffen. Mit dem „Barkenhoff”, seinem Künstlerdomizil in Worpswede, wollte er Architektur, Kunst, Inneneinrichtung und Gartengestaltung zu einem Gesamtkunstwerk des Jugendstils verbinden. Doch die Erschaffung seines irdischen Paradieses misslang.

 

Robert Kube
/ Friedrich Schiller Universität, Jena

„Die Freiheit des Protestes ist die Freiheit der Kunst.” Die Gruppe SPUR mit den Situationisten - oder: Nur ein Missverständnis unter Kulturrevolutionären?

Im Jahr 1959 wurde die kulturrevolutionären Situationistische Internationale auf die junge Münchner Gruppe SPUR aufmerksam, die sich in ähnlicher Weise mit gesellschaftskritischen Fragen beschäftigte; in ihren Manifesten hinterfragen sie in einem subversiven Unterton das kapitalistische Konsumverhalten und dessen Kulturbetrieb. Auf dem 3. Situationistischen Kongress schlossen sich die Münchner den Situationisten an. Doch die Zusammenarbeit währte nicht lang: 1962 folgte schon der Ausschluss aus der
S. I. wegen Missachtung der Grunddisziplin. Welche Unstimmigkeiten für den Bruch ausschlaggebend waren, wird im Vortrag skizziert.

 

Ralf Liptau
/ Sorbonne IV, Paris

„Im Westen nichts Neues” - Zum Export deutscher Architektur- und Städtebaukonzepte in die „Neue Welt” der Sowjetunion am Beispiel von Hannes Meyer

Die wegweisende Wirkung von Architektur- und Städtebauvorstellungen der klassischen Moderne misst sich bis heute vor allem an deren Fortbestand in den USA und der BRD der Nachkriegszeit. Weitgehend unbeachtet blieb dabei die Auswirkung planerischen Schaffens deutscher Architekten und Städtebauer in der Sowjetunion der 30er Jahre. Exemplarisch soll das Werk des ehemaligen Bauhausdirektors Hannes Meyer vorgestellt werden, der dem Ruf zur Teilhabe am Aufbau einer neuen, sozialistischen Welt folgte und letztlich - wie die meisten seiner Kollegen aus dem westlichen Ausland - an der kulturpolitischen Wende Stalins scheiterte.

 

Thomas Martin
/  Universität des Saarlandes

Utopie und Wirklichkeit. Ledoux′ Königliche Saline von Chaux - eine Städtebauprojekt des 18. Jahrhunderts

In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts erhält der Hofbaumeister Claude Nicolas Ledoux den Auftrag, in den Wäldern von Chaux eine neue, königliche Salinenanlage zu errichten. Bei seiner Planung strebt er an, Wirtschaftlichkeit des späteren Betriebes zu steigern sowie die Situation der Arbeiter zu verbessern. In einem architekturtheoretischen Traktat, das sein neues Gedankengut widerspiegelt, erweitert Ledoux die Anlage zu einer utopischen Idealstadt, die Mensch und Natur in Einklang bringt. Das Projekt zeigt den Widerspruch auf - einerseits eines treuen Royalisten, der die Wünsche seines Herrn umzusetzen hat, andererseits eines Utopisten, der Verbesserungen erreichen möchte, jedoch in den politischen Wirren seiner Zeit scheitert.

 

Andreas Menk
/ Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a. M.

Mittel zur Verwirklichung sozialer Utopien, die Textilien der Konstruktivisten

Nach den Revolutionen 1917 in Russland verkündeten mehrere Künstler und Künstlerinnen den Tod der Staffeleikunst und wandten sich voller Enthusiasmus der Produktionskunst zu, um mit Hilfe dieser ihre Utopie zu verwirklichen. Verändern des Bewusstseins der Bürger durch die Verwendung von Textilien als Agitationsmittel? Künstler und Künstlerinnen jener Zeit und wie sie ihren Weg beschritten.

 

Alexis Ruccius
/ Humboldt-Universität zu Berlin

Sensoramas Star Escalator als Technik-Utopie

Das Musikvideo des electronic-Tracks Star Escalator von Sensorama (1998) zeigt Garagentore, die sich zu Synthesizer-Rhythmen selbständig öffnen und schließen (vgl. unter http://www.youtube.com/watch?v=yWSjnGHZT78). Star Escalator konstituiert sich als eine menschenlose, technisch-utopische Welt aufgrund der kulturellen bildlichen und klanglichen Vorstellung von Technik. Diese entwickelt sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts und gelangt, vermittelt durch die Avantgarde, in die Bildimagination der electronic music.

 

Julia Schubert
/ TU Berlin

„Aussichten ins Unermessliche?” - Landschaften als Träger utopischer Vorstellungen und deren Verräumlichung bei Caspar David Friedrich und Thomas Wrede

Über die Analyse von Bildstrategien soll anhand des romantischen Malers Caspar David Friedrich und des zeitgenössischen Fotografen Thomas Wrede untersucht werden, in welcher Art Landschaft formal wie inhaltlich als Träger utopischer Vorstellungen fungieren kann. Nicht zuletzt ob ihrer medialen Verschiedenheit werden Fragestellungen aufgeworfen, die vor allem die Positionierung des betrachtenden Subjektes zu seinen (Bilder-)Welten betreffen: Bleibt das Subjekt ein betrachtendes innerhalb der Welt, das passiv seinen Bildern ausgesetzt ist? Liefert die Abbildung von Landschaft visuelle Erkenntnisformen, die sich nicht versprachlichen lassen und liegt darin das utopische Vermögen von Bildern?